Das SaaS Business wird überwiegend von jungen Start Ups dominiert, die mit innovativen Konzepten internationale Märkte erobern. Traditionelle Software-Anbieter schaffen es eher selten, ihr Geschäftsmodell zu ändern und ein erfolgreiches SaaS Geschäft aufzubauen. Um so bemerkenswerter ist die Story von Christian Steiger und Lexoffice.
In den 90er Jahren wurde Lexware mit Box-Produkten für kaufmännische Software mit rund 1 Million kleine Unternehmen zum Marktführer. Mit einem Umsatz von 391 Mio. Euro im Jahr 2020 und rund 2.000 Mitarbeitern gehört Lexware, die der Haufe Group angehört, zu den führenden Playern im Softwaremarkt im DACH Gebiet. Heute ist lexoffice als SaaS Variante ebenfalls zum Marktführer in diesem Marktsegment. Wie schafft man so eine erfolgreiche Transformation?
Christian Steiger als treibende Kraft
Christian ist als GF bei Lexware für das Business mit Kleinunternehmen verantwortlich. Er wurde vor mehr als 10 Jahren für die sogenannte „Blue Ocean Divison“ angeheuert, mit dem Ziel ein völlig neues Marktsegment, für welches es kaum Wettbewerb gab, zu schaffen.
Mehrere Jahre nach seinem Einstieg bei Haufe, während der Hochphase der New Economy in 1999, ist Christian selbst auch als Gründer eines Streaming Dienstes aktiv geworden. 2008 war das Thema noch exotischer und er baute mit Zaplive einen Dienst auf, um Informationen live zur Verfügung zu stellen.
Erneut bei Haufe angekommen, ist Christian mit dem Thema Design Thinking in Berührung gekommen, als man sich im Unternehmen darüber Gedanken gemacht hat, welches die Bedürfnisse (Needs) der Kunden sind. Christian begleitete zwei Stanford Professoren über eine längere Zeit, und war an der Entstehung der immer noch gelebten Haufe Strategie „Scout move deliver“, in der am Anfang die Bedürfnisse des Kunden stehen, aktiv beteiligt. Heute ist Christian die treibende Kraft für den Aufbau der SaaS Lösung Lexoffice.
Was ist lexoffice
lexoffice steht ganzheitlich für Vereinfachung, d.h. man will Kunden Arbeit abnehmen und auch als digitaler Berater unterstützen. Mit dem Slogan „Meine Buchhaltung macht sich von selbst“ wirbt lexoffice für Kunden, die ohne Buchhaltungskenntnisse die wichtigsten Vorgänge im Unternehmen beherrschen können. Von Angebot über die Rechnungsstellung bis zur Umsatzsteuer-Voranmeldung, Gewinn- und Verlustrechnung, Abschreibungen u.v.m, bietet lexoffice rund 60 Funktionen an. Die Zielgruppe von lexoffice sind Klein- und Kleinstunternehmen, sowie Freelancer.
Die Haufe Group
Die Haufe Group ist ein Familienunternehmen, das in mehreren Bereichen Unternehmen dabei unterstützt, erfolgreich zu sein. Dies reicht von beratenden Aktivitäten und Seminaren der Haufe Akademie bis zu Talent Management Lösungen für die Zielgruppe HR in größeren Unternehmen, bis hin zur lexoffice, womit kleine Unternehmen bis 50 Mitarbeitern angesprochen werden.
Früher als klassischer Verlag auf dem Markt gestartet, ist die Haufe Group zwar immer noch im Bereich Redaktion und Trainings aktiv, die digitale Transformation zum kundenzentriertem Softwareanbieter nimmt aber immer mehr Fahrt auf. Die Innovationen werden vom Familienunternehmen aus eigener Kraft geschaffen und Haufe agiert nicht Exit orientiert, wie ein typischer Investor.
Konflikte im Unternehmen
Eine der Herausforderungen in der Haufe Group im Zusammenhang mit der Entwicklung von lexoffice war unter anderem, Konflikte zwischen Kollegen des bestehenden Softwaregeschäftes, die an ihren Erfolgen gemessen werden, und den Kollegen der Blue Ocean Division zu vermeiden. Dafür musste ein Gesamtverständnis geschaffen werden. Dies bedeutete, dass es kein besser oder schlechter gibt, sondern sich die Geschäftsbereiche ergänzen und beide Wege notwendig sind. Christian erläutert, dass man langfristig mit einem Geschäftsmodell nicht erfolgreich sein kann, sondern es immer neue Entwicklungen und Investitionen in neue Geschäftsmodelle benötigt.
Als „Start Up“ innerhalb der Gruppe wurde die Entwicklung von lexoffice daher tatkräftig von der Geschäftsleitung gefördert und natürlich finanziell unterstützt. Budgetfreiheiten gab es insbesondere für Personalentscheidungen, die neue SaaS Einheit musste sich nicht an internen Services bedienen.
Eine Vorgabe bezüglich des benötigten Budgets und der Markteinführung gab es seitens der Geschäftsführung nicht. Diese wurde allerdings von der Blue Ocean Division selbst gesetzt und die erreichten Milestones wurden der Geschäftsleitung regelmäßig vorgestellt. Auf dieser Basis konnten dann weitere Budgets frei gegeben werden.
Rasanter Wachstum im Corona Jahr
In 2020 wurde der Focus nicht auf die Entwicklung von neuen Features gelegt. Vielmehr konzentrierte man sich darauf, den Kunden größtmögliche Unterstützung bei den Umstellungen zum Beispiel in Bezug auf die reduzierten Mehrwertsteuersätze zu bieten. Insgesamt konnte lexoffice in 2020 trotz Pandemie sage und schreibe 61.000 neue Kunden gewinnen. Die Entwicklung als kurze Übersicht:
- 2010 Start der Entwicklung
- 2012 Go Live mit einem Rechnungstool mit Banking Anbindung
- Schon nach kurzer Zeit Gewinnung von 5.000 Kunden
- 2020 lexoffice hat 150.000 zahlende Kunden
- Über 40.000 Steuerberater als Partner
Diese Ergebnisse sind beeindruckend und beweisen, dass Lexware mit der Einführung der „Blue Ocean Division“ nicht nur die richtige Strategie gewählt, sondern mit Christian Steiger auch den richtigen Manager an Bord geholt hat.
Im Cloud Ecosystem LIVE gibt Christian einen sehr intensiven Einblick in seine Erfolgsstory und plaudert über viele spannende Details. Ihr möchtet erfahren, wie Christian den Spagat geschafft hat, in einem etabliertem Unternehmen ein völlig neues Marktsegment aufzubauen? Dann schaut das ganze Video-Interview oder hört den Cloud Ecosystem LIVE Podcast.
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Veerle Türling
Head of Ecosystem
Mit Herzblut setzt sich Veerle für die SaaS Provider ein. Ständig auf der Suche nach den coolsten Anbietern, hat sie einen guten Überblick über den Markt. Gemeinsam mit ihren Kollegen baut sie das größte SaaS Netzwerk auf.
Alle Bildquellen: Cloud Ecosystem
Beitragsbilder: lexware