Als Startup kann man Placetel und Gründer Peter Nowack schon lange nicht mehr zählen, gehört er doch zu den Vorreitern der SaaS Branche; und das schon seit 2002. Als Serial Entrepeneur, hat er ein Händchen dafür, Unternehmen aufzubauen und zu verkaufen. Dafür gab er seinen sicheren verbeamteten VP Posten bei der Deutsche Telekom auf. Was bewegt einen Beamten zum mutigen Schritt zum SaaS Unternehmer??
Als VP im Produkt Management für Value Added Services, dem Vorläufer der Cloud Kommunikation, sollte Peter mit der Entwicklung einer Multi Service Plattform mehr Innovation ins Telekom Netz bringen. Die Plattform wurde auf Basis der Broadsoft Technologie geplant. Peter brannte für diese Idee. Im Konzern ging es ihm jedoch nicht schnell genug, weshalb er um seine Entlassung bat.
Erster erfolgreicher Exit ist eine gute Voraussetzung
Er setzte seine Vision um und gründete 2002 mit der VoicInt Telecommunications sein erstes Unternehmen. Es ging ihm dabei jedoch nicht darum, der Telekom Konkurrenz zu machen, sondern möglichst schnell eine Lösung für innovative Sprachdiensteistungen auf den deutschen Markt zu bringen. VoicINT wurde später in 2 Segmente aufgespalten. Ein Unternehmensteil wurde 2008 an Alcatel Lucent verkauft, womit die Grundlage für die Finanzierung der späteren Placetel gesichert war.
Interessanterweise wurde auch Placetel im Dezember 2013 von Broadsoft gekauft, einem US-Anbieter von Telekommunikationslösungen. Broadsoft wiederum wurde 2018 von Cisco gekauft, dem Global Player in diesem Marktsegment und zum Beispiel durch WebEx bekannt.
Placetel – umfassende VoIP Lösung statt klassischer Telefonanlage
Bei Placetel handelt es sich um eine VoIP bzw. um eine Cloud Telefonie Lösung, die die klassische Telefonanlage als SaaS Angebot ersetzt. Der Vorteil dabei ist, dass Kunden die Lösung in Kombination mit moderner Kommunikationslösungen bedienen können. Telefonanlagen müssen nicht mehr teuer eingekauft werden.
Placetel kann mit wenig Aufwand im Self Service und mit Hilfe von Erklärvideos eingerichtet und in Betrieb genommen werden. Hilfreich ist zudem die 30-tägige kostenfreie Testversion, die ebenfalls unkompliziert zur Verfügung steht.
Nach der Übernahme durch Broadsoft, und später durch Cisco, wurde das Portfolio von Placetel sukzessive mit Produkten von Broadsoft und Cisco im Bereich Kollaboration (Messaging, Meetings) ergänzt. Damit ist Placetel einziger Anbieter in Deutschland, der diese Features plus Hardware, ergänzt durch die eigene Calling Funktionen, aus einer Hand anbieten kann.
Wettbewerber wie Zoom, Teams und Slack erobern den Markt
Im Bereich der Collaboration teilt sich Placetel den Markt mit starken Wettbewerbern wie Zoom und Microsoft Teams. Zoom, von ehemaligen Cisco Managern gegründet, plant bereits, seine Marktposition mit der für 15 Mrd. $ Akquisition von Five9, einem führenden Anbieter von Cloud Software für Kundenkommunikation. Peter sieht das gelassen und sagt dazu „Der Wettbewerb wird zwar immer mit Respekt betrachtet, Webex ist aber nach wie vor nach Anzahl der Nutzer der weltweit der größte/erfolgreichste Anbieter für Videokonferenzlösungen“.
Placetel profitiert auch von solchen starken, neuen Playern. Zu Teams beispielsweise bietet Placetel eine Integration an, um die Bedürfnisse bei Office Nutzern zu ergänzen. Zur Placetel Strategie gehört, Kunden von der Leistungsfähigkeit der Calling Lösung zu überzeugen, um sie dann langfristig ganz an Cisco zu binden.
Vermarktung über Partner – das Erfolgsrezept
Vermarktet wird Placetel über zwei Kanäle. Das SaaS typische Online-Business wird seit vielen Jahren sehr erfolgreich betrieben und macht heute noch den größeren Teil der Umsätze aus. Sehr positiv entwickelt sich allerdings zwischenzeitlich auch das Partnergeschäft. 2022 erwartet man schon einen höheren Neuumsatz über als im Online-Business. Partner wird man ebenso einfach wie Placetel Kunde, nämlich ganz einfach Online. Placetel nutzt seine Erfahrungen aus dem SaaS Business und hat alle Prozesse zur Partnergewinnung- und betreuung automatisiert. Placetel konnte daher bis heute bereits 2.500 Partner gewinnen.
Verkauf an Broadsoft – LoI auf Platzdeckchen
Peter hat Placetel 2007 mit seinen Partnern Italo Adami (COO) und Kamran Hedjrat (CTO) sowie einem weiteren Partner gegründet und eigenen Mitteln aufgebaut. 2010 wurde die erste Version von Placetel gelauncht und erfolgreich am Markt positioniert. Um das schnelle Wachstum zu finanzieren, strebten Peter und seine Partner eine Series C Finanzierungsrunde an. Doch dazu kam es nicht.
Der damalige CEO von Broadsoft, Michael Tessler, kannte Peter aus seiner Telekom-Zeit und hatte Placetel schon länger im Visier. Ein zwanglos vereinbartes Abendessen bei Peters Lieblingsitaliener endete mit einem Kaufangebot von Broadsoft. Und es stellte sich heraus, dass Michael nur dafür aus den USA nach Köln geflogen war. Festgehalten wurden die Rahmenbedingungen auf einem Platzdeckchen. Nach Gesprächen mit den Partnern und bestehenden Investoren einigte man sich auf den Verkauf.
Auch für Broadsoft hat sich über Übernahme gelohnt, denn durch die zugekauften Placetel Kompetenzen aus dem SaaS Business war man für eine Übernahme durch Cisco noch einmal etwas interessanter. Schließlich wurde Broadsoft 2018 an Cisco verkauft.
Placetel bleibt eigenständig – Management bleibt
Die drei Gründer arbeiten bis heute erfolgreich zusammen. Nicht nur unter dem Dach von Broadsoft, auch mit Cisco als Muttergesellschaft bleibt die Marke „Placetel“ eigenständig und wird durch das bewährte Management Team weitergeführt. Laut Peter „haben wir jetzt zusätzliche Credibility, der Name Cisco bringt uns bei der Vermarktung nach außen einen Riesen Anschub“. Heute beschäftigt Placetel knapp 100 Mitarbeiter und betreut 30.000 Kunden überwiegend aus dem KMU Segment.
Pläne für die Zukunft
Placetel wird zur Erweiterung des eigenen Angebotes zusätzliche Cisco Produkte wie Security Tools im Portfolio aufnehmen. Als Einheit eines globalen Leaders wird nun eine internationale Expansion angestrebt. Neben Deutschland bearbeitet Placetel bereits den französischen und britischen Markt, eine europäische Ausdehnung ist in den kommenden Jahren geplant.
Im Cloud Ecosystem LIVE gibt Peter einen sehr persönlichen Einblick in seine Erfolgsstory und plaudert über viele spannende Details. Ihr möchtet erfahren, wie Peter sein Unternehmen aufgebaut hat und lernen, wie man hiesiger Marktführer wird? Dann schaut das ganze Video-Interview oder hört den Cloud Ecosystem LIVE Podcast.
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Veerle Türling
Head of Ecosystem
Mit Herzblut setzt sich Veerle für die SaaS Provider ein. Ständig auf der Suche nach den coolsten Anbietern, hat sie einen guten Überblick über den Markt. Gemeinsam mit ihren Kollegen baut sie das größte SaaS Netzwerk auf.
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Beitragsbild: Placetel